Das Lachen des Dr. Pap

Der kürzlich verstorbene Uelzener Hugo Heusmann war neben seinen Schul- und Musikämtern auch ein besonderer Konzert - Rezensent der AZ. Weil er nicht nur gute Ohren hatte, sondern zusätzlich einen hervorragenden Riecher. Er behörte und beroch unbekannte junge Musiker, die tatsächlich später international große Karriere machten und seine Rezensionen aufhoben - als Andenken an den Uelzener Propheten, den Wahrsager großer Zukunft von damals noch Unbekannten. Heute prophezeie ich. Dr. Pap, er heißt wirklich so, war jetzt zu Besuch in der Heide. Der merkwürdige Name erklärt sich mit dem Vornamen: Janos. Janos Papist Ungar und verliebt in unsere Heide, weil sie ihn an heimatliche Gegenden erinnert. Außerdem ist Dr. Pap Dozent an der weltbekannten Universität für Musik in Budapest. Weltbekannt, weil schon Franz Liszt, Bela Bartok und Zoltan Kodaly dort arbeiteten. Franz Liszt schüttelt seine üppige Mähne von derart vielen Wänden und Portalen herab, dass er mir auf Dauer auf den Geist ginge, wenn ich dort täglich arbeitete. Wie Janos. Meine Prophezeiung: Janos wird eines Tages Franz Liszt verdrängen. Mindestens einige Bilder von Janos werden da in Budapest neben denen von Franz Liszt hängen. Obwohl Janos keine attraktive Künstlermähne hat, sondern fast eine Glatze, dafür große, runde Augen, feinste Ohren - und eine sagenhafte Freude am Lachen, Janos wird aber nicht neben Liszt hangen, weil er ein ebenso berühmter Musiker wäre. Ganz im Gegenteil. Janos ist Naturwissenschaftler, Physiker und lehrt Akustik. Klangwirkung und SO... Dr. Janos Pap wird wegen seiner Freude und Forschung am Lachen in die Geschichte seiner Universität und vieler anderer eingehen. Kein Witz: Janos erzählte uns beim Spazieren zwischen Kaninchen und Pferden auf dem Uelzener Pferdemarkt letzten Sonntag von seiner neuen Forschung: Lachen. Die Klangwirkung und Funktion von Lachen. Er kam darauf, weil auf dem Pferdemarkt ein Pferd vom Immenhof flämte, was Dr. Pap vermuten ließ, das Pferd lache ihn an. Oder aus. Im Ernst: Janos misst die einzelnen „Ha-Ha's" als akustische Ausdrucksfiguren des Menschen und ordnet sie bestimmten Grundgefühlen und Menschentypen zu: Anlachen, Auslachen, Gruppenlachen, Einzellachen - jedes Lachen hat zwar individuelle Frequenzen, Tonhöhen. Aber die Zeitdauer ist mess- und analysierbar. Fünf „Ha-ha-Figuren" passen - ungefähr - in eine Sekunde. Langsam gelacht und höflich. Schnell und spontan gelacht sind ein „Ha-Ha“ im Mittelwert 170 Millisekunden lang. Bis kurz. Aber eben spontan, unwillkürlich. Janos selbst liebt Menschen mit langem, spontanem Lachen, weil das unausweichlich ansteckt und psychisch nur positiv wirkt. Früher hieß es: Sage mir, mit wem Du umgehst - und ich sage Dir, wer Du bist. Nach Janos Buch werden wir genau dem Lacher zuhören - und wissen, an wen wir geraten sind. Ich bin sicher, dass ich mich darin ebenso wenig irre wie seinerzeit unser früherer Kulturpapst Hugo Heusmann.

17. Juni 2003